Mittwoch, 30. November 2011

Der "Titan" schaut sich das aus der Ferne kritisch an

Obwohl er sich gerade auf Geschäftsreise in den Vereinigten Staaten von Amerika befindet, ist Oliver Kahn das nicht gerade berauschende Spiel seines Ex-Klubs Bayern München nicht unbekannt. Der Ex-Nationalspieler und heutige ZDF-Länderspielexperte weiß ganz genau, was bei den Bayern in seiner Wahlheimat München los ist. Von 1994 bis 2008 stand er für den deutschen Rekordmeister zwischen den Pfosten, sammelte unter anderen acht deutsche Meisterschaften und holte 2001 die Champions League sowie den Weltpokal in die Säbener Straße. Doch davon sind die Bayern-Spieler im Jahr des Endspiels in der heimischen Allianz Arena meilenweit weg -mindestens so weit, wie es der 42-Jährige im Moment von Deutschland ist. "Es gehört nicht zum Selbstverständnis der Bayern, drei Mal in Folge gegen Dortmund zu verlieren", sagt er und bezeugt damit (unfreiwillig), dass Kapitän Philipp Lahm und Co. mental angeschlagen sind. Um die Weltstars unter Trainer Jupp Heynckes wieder in die Erfolgsspur zurückzuführen, brauche es echte Persönlichkeiten. "Es gibt genügend Spieler. Ob das ein Manuel Neuer oder Philipp Lahm ist. Die Qualität des Führungsspielers wird dann offensichtlich, wenn es nicht optimal läuft", betont Kahn und spricht den Namen Lahm an. Noch vor Monaten hatte der Ex-Weltklassetorwart dem Außenverteidiger diese Qualität abgesprochen, kritisierte zudem Bastian Schweinsteiger. Doch dass Schweinsteiger dem bayerischen Starensemble im Aufbauspiel fehlt, steht völlig außer Frage. "Natürlich sieht man deutlich, dass er dem Spiel gut tun würde", erklärt Kahn und fügt hinzu: "Aber man würde es sich zu einfach machen, wenn man Bastians Ausfall als Grund für die Niederlagen ausmachen würde. Wenn der Steuermann fehlt, müssen andere in die Bresche springen." Stimmt, das sollten sie. Sonst geht's weiter abwärts in der Tabelle.

Dienstag, 29. November 2011

Fortuna: Mit Glück und Geschick zurück in die 1. Liga

Während im deutschen Fußball-Oberhaus alles von den schwächelnden Bayern aus München redet, sorgt in der 2. Bundesliga ein anderer Traditionsklub für Furore. Fortuna Düsseldorf ist richtig gut in Form, hat das Glück auf dem Rasen offensichtlich gerade gepachtet. Im Topspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth setzten sich die Rheinländer mit 2:1 durch, sorgten mit einem frühen 2:0-Vorsprung eigentlich für klare Verhältnisse. Doch es wurde noch einmal eng, auch weil die Mannschaft von Trainer Norbert Meier nach dem 1:2-Anschlusstreffer der Franken zu wackeln begann. „Die erste Halbzeit war sehr, sehr gut von uns. Da haben wir völlig verdient geführt“, analysierte Coach Meier. „Aber dann haben wir gesehen, dass es nochmal eng wurde.“ Wurde es, aber es reichte für den Sprung an die Tabellenspitze. Damit darf im Rheinland weiter von einer Rückkehr in die Eliteklasse der Bundesrepublik geträumt werden. Warum auch nicht? Schließlich ist die Fortuna als einzige Mannschaft im deutschen Profifußball noch unbesiegt – und das mit Glück, aber auch mit Geschick. „Wir waren in der ersten Halbzeit zu passiv und zu naiv. Da waren wir kein würdiger Gegner. Wir haben die Fortuna spielen lassen und zwei vermeidbare Treffer zugelassen“, sagte Mike Büskens, der mit den „Kleeblättlern“ selbst endlich den Sprung in Liga eins schaffen möchte. Das könnte nun Düsseldorf gelingen, die 1997 zuletzt in der 1. Bundesliga aktiv waren. Und es wäre ihnen zu gönnen. 1933 – die älteren unter Ihnen werden sich erinnern – holte F95 die Deutsche Meisterschaft, gewann 1979 und 1980 den DFB-Pokal. Bis 2002 gelang keinem Team mehr die Titelverteidigung im Pokal, Fortuna Düsseldorf siegte in diesem Wettbewerb 18 Partien hintereinander. Feste Größen im Team waren damals Thomas und Klaus Allofs. Letzterer hat noch immer keinen neuen Vertrag bei Werder Bremen in der Tasche. Wie wäre es mit einer Rückkehr von der Weser in die Geburtsstadt an den Rhein. Das wäre erstklassig, denn „Alte Liebe rostet nicht“. Oder wie?

Montag, 28. November 2011

Wird Papiss Demba Cissé bald ein Bayer?

Der FC Bayern München hat nach zuletzt drei Pleiten in fünf Partien auf dem Transfermarkt wieder Morgenluft gewittert. Eigentlich hatte sich FCB-Manager Christian Nerlinger gegen Zukäufe und Abgänge im Winter ausgesprochen - und das mit aller Vehemenz. Das könnte sich nun ändern, auch weil die Bayern zu Mario Gomez im Sturmzentrum keinen gleichwertigen Ersatz - neudeutsch: Backup - haben. Zwar hat auch schon der aus Cottbus gekommene Nils Petersen getroffen, aber für internationale Aufgaben ist der Zweitliga-Torschützenkönig noch nicht gut genug. Tja, hätten die Bayern eben Miroslav Klose behalten. Aber das ist Schnee von gestern. Die Bayern wildern wohl in Südbaden, sind an Papiss Demba Cissé vom SC Freiburg interessiert. Dieser könnte den SC - trotz Vertrages bis 2014 - für zwölf Millionen verlassen. Keine Unsumme für die Bayern, die das aus der Portokasse stemmen könnten. Doch, und das könnte den Rekordmeister abschrecken, Cissé soll für Senegal im Afrika-Cup ran. Dadurch würde der Angreifer, der für Freiburg in der Vorsaison 22 Mal traf, die gesamte Vorbereitung sowie die ersten Spiele nach der Winterpause verpassen. Aber: Ob den Bayern ein Transfer eines solch guten Spielers hilft? Eher nicht. Denn die Bayern laufen einfach zu wenig, glaubten, die Liga schon im Sack zu haben. Jeder Bayer muss auf dem Platz mehr machen, selbst wenn Schweinsteiger und Robben wieder fit sind. Da hilft auch kein Cissé, so gut er auch ist. Fußball ist und bleibt ein Spiel, das über Einsatz- und Laufbereitschaft entschieden wird. Nicht nur durch spielerischen Glanz. Vor allem gegen Teams, die mit den Bayern technisch eben nicht mithalten können.

Sonntag, 27. November 2011

Mainz wie es singt und (die Bayern aus)lacht

Der 1. FSV Mainz 05 hat für die Überraschung des 14. Spieltages im deutschen Fußball-Oberhaus gesorgt. Am Abend schlug die Elf von Trainer Thomas Tuchel den FC Bayern München mit 3:2 (1:0) und stieß den Tabellenführer vom Thron. Neuer Spitzenreiter ist Borussia Dortmund, das dem FC Schalke 04 im Ruhrpottklassiker beim 2:0 nicht den Hauch einer Chance ließ. Dahinter galoppieren die jungen Fohlen von Borussia Mönchengladbach, die im rheinischen Derby am Freitagabend den 1. FC Köln klar mit 3:0 beherrschten. Das machten auch die tapferen Mainzelmänner mit den Bayern, die kaum Raum für den Spielaufbau bekamen. Und so rieb sich nicht nur FCB-Torwart Manuel Neuer in der Coface-Arena verwundert die Augen, sondern auch ein Großteil des Mainzer Publikums. Bezeichnend, dass am Ende ausgerechnet Innenverteidiger Daniel van Buyten beide Tore für die Mannschaft von Coach Jupp Heynckes erzielte. Der belgische Abwehrhüne hatte in der Nachspielzeit sogar noch die Chance zum Hattrick, während Ribery, Gomez und Müller ziemlich planlos über den Platz stolperten. Es rumpelte im Spiel der Bayern, phasenweise erinnerte das Gebotene an die ergebnislose ballorientierte Dominanz aus der van Gaal-Ära. Damals hatte der Rekordmeister am 22. August mit 1:2 in Mainz verloren, danach wurde Arjen Robben verpflichtet. Der schmorte übrigens heute 90 Minuten auf der Bank. Dabei hatte sich der Holländer lange Zeit warm gemacht und wäre mindestens für einen Kurzeinsatz gut gewesen - erst recht, als van Buyten zum 2:3 verkürzte. Aber Heynckes verzichtete auf den Weltstar. Dafür brachte er Rafinha für den überforderten Boateng sowie Olic für den nicht immer auf Ballhöhe agierenden Gustavo, der nicht seinen besten Tag erwischte. So hatten nur die Mainzer Grund zu lachen. Achja, und der BVB natürlich auch.

Samstag, 26. November 2011

Der Meister geht angeschlagen in den Revierschlager

Wenn sich heute Nachmittag (ab 15.30 Uhr) Borussia Dortmund und der FC Schalke 04 gegenüber stehen, dann ist diese Partie in der 1. Fußball-Bundesliga nicht irgendein Spiel. Das war es noch nie, ist es nicht und wird es auch nie sein. Denn, wenn sich die "Zecken" und die "Knappen" auf dem Rasen miteinander messen, dann ist das Revier zwei geteilt. Dann, ja dann gibt es nur "Gelb-Schwarz" oder "Blau-Weiß" - andere Farben sind nicht erlaubt. "Das Derby ist immer etwas Außergewöhnliches und immer ein Erlebnis. Wir freuen uns alle darauf und fiebern dem Duell entgegen", sagt Schalkes Joel Matip vor der Begegnung hoch oben über Dortmund im Signal-Iduna-Park. Weit über 80.000 Fans sind im Stadion dabei, zig Millionen in aller Herren Länder verfolgen das Derby am Fernsehschirm. Und - zumindest der Tabelle nach - ist der Meister gegen den Pokalsieger Favorit. "Bisher ist es nicht vielen Teams gelungen, die Bayern zu schlagen - deswegen Kompliment", lobt Matip. "Sie kombinieren gut, haben viele Ballgewinne und sind laufstark. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass wir sie mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung packen können." Wer wen oder was packt, wird man ab 17.15 Uhr sehen. "Nach dem Sieg gegen die Bayern waren wir alle obenauf, jetzt sind wir zu Tode betrübt", sagte BVB-Kapitän Sebastian Kehl nach der 1:2-Pleite gegen Arsenal. Zudem verlor der BVB Mario Götze (sehr fraglich) und Sven Bender (zwei Monate Pause). Dann müssen eben andere die Kohlen aus dem Feuer holen. "Das ist das wichtigste Spiel des Jahres. Ich weiß, was dieses Spiel den Fans und dem Umfeld bedeutet. Wir werden alles daransetzen, dieses Spiel zu gewinnen", sagt Ur-Borusse Kevin Großkreutz. Die rosarote Bilanz sprach aber zuletzt für "Königsblau".

Freitag, 25. November 2011

Wenn bei Dynamo das (Pokal)Licht aus bleibt

Der Deutsche-Fußball-Bund (DFB) hat durchgegriffen und seinen Worten Taten folgen lassen. Dynamo Dresden darf in der Saison 2012/13 nicht am DFB-Pokalwettbewerb teilnehmen. "Der DFB muss irgendwann auch einmal Farbe bekennen", sagte Hans E. Lorenz, der dem DFB-Sportgericht vorsitzt. "Von dem Urteil soll ein Signal ausgehen. Denn nie war die Gewalt im deutschen Fußball größer. Wenn das so weitergeht, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis es den ersten Toten gibt." Den oder besser die "ersten Toten" gibt es mit und durch dieses Urteil bereits, es sind die Spieler sowie richtigen und friedlichen Anhänger der Traditionsklubs aus dem Osten selbst. Sie werden zum Zuschauen verdonnert, weil ein paar angebliche "Fans" sich im Spiel gegen den BVB am 25. Oktober wiederholt nicht im Griff hatten und richtig Ärger machten. Schade, dass es soweit kommen musste. Aber - und das steht außer Frage - eine Entscheidung musste her, auch wenn sie - wie so oft - die Unschuldigsten am härtesten trifft. "Es wäre ein Blutbad entstanden - das sage ich hier so deutlich - wenn wir noch härtere Maßnahmen getroffen hätten", befürwortete Peter Andres, Polizei-Direktor aus Dortmund und Einsatzleiter, das Strafmaß. Star-Anwalt Christoph Schickhardt zweifelte das Urteil an, auch weil nur der Fußballverein und nicht die eigentlichen Verursacher bestraft würden. "Warum hat man sie nicht direkt festgenommen?", fragte der Verteidiger im Gerichtssaal und stellte klar: "Wir verteidigen diese Fans nicht, diese Krawallmacher. Wir haben ein großes Interesse daran, dass sie hinter Schloss und Riegel kommen." Aber - und das ist ebenfalls Gesetz - am Ende ist eben immer einer der Dumme, in dem Fall Dynamo Dresden. Vielleicht geht einigen ja endlich einmal ein Licht auf!

Donnerstag, 24. November 2011

BVB 09? Nein, das Motto heißt: BVB 4:0

Während die Bayern nach ihrem 3:1-Erfolg gegen den FC Villareal in der Fußball-Champions League bereits von höheren Zielen träumen (dürfen), herrscht im Pott eine gehörige Portion Tristesse. Für den Meister sieht es düster aus, Mario Götze und seine Mitspieler stochern in der europäischen Königsklasse im Nebel. Dabei hatte die Borussia zuletzt aufsteigende Form bewiesen, schlug den FC Bayern München in der Allianz Arena am Wochenende verdient mit 1:0. Doch im internationalen Vergleich hapert es (noch), die junge Truppe von Coach Jürgen "Kloppo" Klopp macht Fehler - zu viele Fehler. Nach dem 1:2 bei Arsenal London hilft dem BVB nur noch ein 4:0-Sieg gegen Marseille - vorausgesetzt Piräus verliert zu Hause zeitgleich gegen die qualifizierten "Gunners". Es darf und muss also scharf geschossen werden in Westfalen am Nikolaustag. Sonst war es das mit der Champions League für den Meister. Doch: Egal, wie es ausgeht, "Kloppo" wird nicht die Rute aus dem Sack holen und draufhauen. Warum auch? Die Dortmunder haben noch ein paar gute Jahre vor sich, werden noch besser - auch international. Je älter, desto besser gilt aber nicht nur beim Wein - siehe Michael Ballack. Der führte sein Bayer Leverkusen an alter Wirkungsstätte in seinem 100. CL-Spiel zu einem 2:1-Triumph, den Manuel Friedrich erst in der Nachspielzeit perfekt machte. Chelsea hatte allerdings auch nicht seinen besten Tag erwischt. Gut, die Tagesform ist im Sport mitentscheidend. "Es gab gute Phasen und weniger gute Phasen. Wir haben unsere Möglichkeiten gehabt, die wir nicht genutzt haben. Wenn wir es zugelassen haben, hat man gesehen was für eine Qualität Arsenal hat“, kommentierte Klopp. Ballack wird noch ein paar gute Tage haben am Rhein - das steht fest.

Mittwoch, 23. November 2011

Wenn die Bayern auch "zu zehnt" gewinnen können

Bayern München hat gestern in der Fußball-Champions League wieder einmal aufgetrumpft. Gegen den FC Villareal machte der deutsche Rekordmeister beim hoch verdienten 3:1(2:0)-Erfolg den viel zitierten Sack zu, zog als Gruppensieger vorzeitig ins Achtelfinale ein. "Es ist sehr wichtig, dass wir schon vorzeitig den Gruppensieg klarmachen konnten. Es war ein souveräner Durchmarsch", sagte FCB-Coach Jupp Heynckes. Dabei spielten die Bayern 75 Minuten in Unterzahl, zumindest dem Anschein nach. Die Elf von Trainer Heynckes agierte nur "zu zehnt", denn an Arjen Robben lief das Spiel weitestgehend vorbei. Schade eigentlich, denn der 27-jährige Holländer ist eine echte Verstärkung, sofern er denn im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Doch das war der Weltstar nicht - wieder nicht. An ihm lief das dominante Passspiel der Hausherren in der Allianz Arena vorbei, nur selten bekam Robben den Ball serviert. Spielmacher Toni Kroos setzte lieber auf die linke Offensivseite, auf der Franck Ribéry für Druck und einige Überraschungsmomente sorgte. Im Zusammenspiel mit Kroos und Kapitän Philipp Lahm klappte beim zweifachen Torschützen beinahe alles, während der Linksfuß aus dem Nachbarland auf rechts versauerte. Er versuchte, sich einzubringen, wechselte sogar auf die linke Seite. Doch auch das klappte nicht, wie es sich die Bayern von ihm wünschen oder auch er selbst sich das vorstellt. Als er für Ivica Olic das Feld verließ, klatschten nicht alle auf der Bank mit ihm ab. Bayern kann auch ohne Robben - und das, obwohl er mit von der Partie war - eigentlich. "Franck hat sehr gut gespielt, aber ich glaube, die Mannschaft insgesamt hat das gemacht, was man von ihr erwarten durfte: sie hat das Spiel gewonnen", freute sich Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge hinterher.

Dienstag, 22. November 2011

Mausert sich Robben Stück für Stück in Topform?

Es ist schön, dass Arjen Robben nach einer gefühlten Ewigkeit wieder spielen kann - und das nicht nur aus bayerischer Sicht. Aber der 27-jährige Flügelstürmer ist alles andere als fit, ist von seiner Bestform soweit weg wie Holland von richtigen Bergen. Aber - und das spricht für einen Trainer wie Jupp Henyckes - der FCB-Coach hält an seinem Star fest, will ihn heute Abend (20.45 Uhr, sky) in der Champions League gegen den FC Villareal erneut von Beginn an bringen. Gegen die Borussia aus Dortmund ging diese taktische Maßnahme - Müller in die Mitte, Kroos auf die Doppelsechs und Alaba raus - nicht auf, Bayern unterlag im Spitzenspiel verdient mit 0:1. "Ich habe das riskiert, weil er im Reha-Training immer auf einem sehr guten Niveau gearbeitet hat", rechtfertigte der 66-Jährige seine Entscheidung gegen den BVB und ergänzte: "Ich muss ihn so schnell wie möglich an die Mannschaft heranführen. Natürlich spielt er von Anfang an." Eine klare Ansage, die nicht überall auf Verständnis stößt und stoßen wird. Auch bei Mitspielern, die in den vergangenen drei Monaten ohne Robben auskommen mussten. Und - bis auf ein paar Ausnahmen - machten sie ihre Sache sehr gut. Es ist keine Frage, dass Linksfuß Robben ins Team gehört. Aber das müssen seine Nebenleute erkennen - vor allem im Kopf. Sie müssen nach wie vor viel arbeiten, vielleicht noch mehr - dürfen sich eben nicht nur auf ihn verlassen. Denn Arjen Robben braucht seine Freiheiten für seine Sololäufe. Das heißt, dass er in der Defensive (vorerst) nicht mit eingebunden sein sollte. Schon gar nicht, wenn er noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist. „Ich bin zuversichtlich, dass wir die Niederlage gegen Dortmund vergessen machen", sagt Heynckes. Falls nicht, dann geht die Diskussion um den Star erst richtig los.

Montag, 21. November 2011

"Becks" had a little bit lucky

"We hope we have a little bit lucky", sagte einst Rekordnationalspieler Lothar Matthäus als er im März 2000 bei den New York Metro Stars seine fußballerische Laufbahn beenden wollte. Gut, perfektes Englisch konnte oder kann der "Loddar" nicht und sich nur einmal binden wollte er auch sich nie. Aber seine Qualitäten auf dem Platz sind unbestritten groß gewesen. Ein sicherlich noch besserer und noch schillernder Kicker als Matthäus ist und bleibt David Robert Joseph Beckham, der gestern auch "a little bit lucky" hatte. Der 36-jährige Freistoßspezialist erfüllte sich am Ende seines fünfjährigen Engagements in den USA - mit kurzen Abstechern zum AC Mailand - einen Traum, holte mit Los Angeles Galaxy im Finale gegen Houston Dynamo den Titel in der Major League Soccer (MLS). Respekt und Anerkennung "Becks", das haben nicht viele (Alt)Stars über dem großen Teich geschafft. Für ihn, der mit Manchester United und Real Madrid in verschiedensten Wettbewerben jahrelang erfolgreich war, sollte es der erste Titel in den Staaten sein. Den Siegtreffer in der 72. Minute erzielte US-Nationalspieler Landon Donovan - aufgelegt von Beckham und Robby Keane. 50 Millionen Pfund bekam der vierfache Familienvater pro Jahr, keine schlechte Summe am fußballerischen Lebensabend. Doch der Rechtsfuß "hat noch nicht fertig" und träumt von einer Teilnahme für die "Three Lions" an den Olympischen Spielen im kommenden Jahr in London. Wäre ihm - dem der englische Fußball so viel zu verdanken hat - zu gönnen. Und wenn er erst fünf Minuten vor Spielende reinkommt und den entscheidenden Freistoß versenkt. Das wäre ein typischer Fall von "lucky Becks". Und Glück ist etwas, dass man im (Fußball)Leben ganz gut gebrauchen kann - öfter als Sprachgewandtheit. Stimmt's Lothar?

Sonntag, 20. November 2011

Wenn der Fußball erneut zur Nebensache wird

Während sie in Wolfsburg, Freiburg, Gladbach und auf Schalke planmäßig gegen den Ball traten und in der bayerischen Landeshauptstadt alles auf das Topspiel Bayern gegen Dortmund hinfieberte, war in der Karnevalshochburg Köln niemandem mehr nach lachen zumute. Eigentlich hätte der 1. FC Köln den 1. FSV Mainz 05 zum lustigen Rheinderby bitten sollen, doch es kam alles anders. Minuten vor dem Anpfiff wurde die Partie abgesagt - Schiedsrichter Babak Rafati hatte im Hotel kurz vor der Abfahrt zum Stadion einen Selbstmordversuch unternommen, der 41-Jährige schlitzte sich die Pulsadern auf. In der Badewanne fand man Rafati, gerade noch rechtzeitig. "Es war viel Blut dort", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger und ergänzte: "Es ist eine außergewöhnliche Situation, wenn einer unserer Spitzenschiedsrichter einer Suizidversuch unternimmt." "Außergewöhnliche Situation" ist gut, absolute Fassungslosigkeit besser. Was hatte den Bankkaufmann nur zu dieser Tat getrieben? Seit 2005 pfiff er im Fußball-Oberhaus, erwischte vielleicht nicht immer seinen besten Tag. Aber: Babak Rafati ist auch nur ein Mensch, der Fehler macht und machen darf - so wie jeder andere auch. Dass er dafür von Fans, Verantwortlichen und Vereinsvertretern (verbal) angegriffen wurde, darf nicht wahr sein. Zum Glück wurde der Unparteiische von seinen Assistenten gefunden, sie leisteten "Erste Hilfe". Hilfe wird der Sohn persischer Eltern jetzt brauchen - große Hilfe. "Papa verzeih' mir. Verzeih' mir, was ich getan habe", soll er aus dem Krankenhaus telefonisch zu seinem Vater gesagt haben. Einfach traurig, dass der Leistungsdruck im Profisport solche Tragödien fordert. Haben wir aus dem Tod Robert Enkes noch immer nichts gelernt? So darf es einfach nicht weitergehen.

Samstag, 19. November 2011

Wenn der Rekordmeister den Meister empfängt

Rekordmeister gegen Meister, Erster gegen Zweiter, Franck Ribéry auf der einen, Mario Götze auf der anderen Seite. Oder in der Abwehr der Vergleich Holger Badstuber gegen Mats Hummels. Es sind viele Dinge im Vorfeld gesagt, getan oder gemacht worden - ab heute um 18.30 Uhr geht es endlich los. Wenn der FC Bayern München die Borussia aus Dortmund in der Allianz Arena zum Spitzenspiel empfängt, dann brennt die Luft im deutschen Fußball-Oberhaus. Die Bayern könnten sich vom Titelverteidiger auf bis zu acht Punkte absetzen, der BVB den Rückstand seinerseits auf zwei Zähler verkürzen. "Wir haben das gleiche Niveau wie im Februar", sagt Ober-Borusse Hans-Joachim Watzke. "Aber die Bayern spielen jetzt viel besser." Stimmt, denn damals hatte der Rekordmeister gegen das schnelle Direktspiel von Götze und Co. nicht den Hauch einer Chance, ging mit 1:3 unter. Besonders in der Defensive wirkten die "Roten" überfordert, sahen gegen quirlige "Schwarz-Gelbe" kein Land. Das soll - wenn es nach Meinung der Gastgeber geht - heute Abend anders werden. "Wir verlieren nicht. Ich gehe davon aus, dass wir die drei Punkte holen", betont Bastian Schweinsteiger, der dem Spitzenreiter als Spielmacher fehlen wird. Dennoch traut er seinen Mitspielern eine gute Partie zu - auch ohne sein Mitwirken. „Die Mannschaft ist nicht kopflos ohne mich. Philipp Lahm, Manuel Neuer, Mario Gomez, Franck Ribéry, Arjen Robben und Daniel van Buyten – das sind alles erfahrene Spieler, die unser Team mitreißen können.“ Stimmt und in der aktuellen Verfassung sowieso. Wäre irgendwie typisch, wenn der womöglich in der Schlussphase eingewechselte Robben die Partie entscheidet. Er ist der Mann für die wichtigen Tore. Das hat er schon sehr oft bewiesen.

Freitag, 18. November 2011

Bleibt der Allofs bei Werder? Ich hoff’s!

Er gehört zu Werder, wie die Stadtmusikanten zu Bremen. Und doch könnte Klaus Allofs an der Weser bald Geschichte sein. Seit Wochen muss sich der ehemalige Nationalstürmer mit Aufsichtsratschef Willi Lemke herumärgern, auch der weitere Verbleib von Coach Thomas Schaaf steht im hohen Norden auf der Kippe. Dabei leisten beide bei den Werderanern erstklassige Arbeit, bilden seit 1999 ein Erfolgsduo. Mehrere Champions League-Teilnahmen und das Double aus dem Jahr 2004 – nur ein kleiner Teil, der für die Ära Allofs/Schaaf spricht. „Werder Bremen wäre gut beraten und sollte froh sein, wenn Klaus Allofs seine Arbeit fortsetzen würde“, spricht der Trainer in der „Sport Bild“ Klartext. „Er ist der richtige Mann und hat das durch seine hervorragende Arbeit über die ganzen Jahre bestätigt.“ Stimmt, denn der gebürtige Rheinländer hat den Verein nach der Ära Rehhagel wieder auf Kurs gebracht, wirtschaftete als Manager und jetziger Geschäftsführer solide und schüttelte mit Johan Micoud oder Diego echte Weltklassespieler für relativ wenig Geld aus dem Ärmel. „Es muss passen. Es müssen die Überzeugung und die Freude an der Aufgabe weiter da sein. Bisher war das so. Aber man muss sich immer überprüfen“, lässt sich der 54-Jährige vielsagend zitieren. Dem gebürtigen Düsseldorfer soll eine Anfrage vom 1. FC Köln vorliegen, der nach dem überraschenden Rücktritt von FC-Legende Wolfgang Overath als Präsident auf der Suche nach echter Fachkompetenz ist. Die würde der dreifache Familienvater zweifelsohne mitbringen, aber lässt sich das Duo Allofs/Schaaf wirklich scheiden? Eher unwahrscheinlich. „Es ist ein Zusammenwirken zwischen Herz und Verstand. Dass das eine besondere Beziehung ist, zeigt, dass ich seit 1999 dabei bin“, sagt er über und zu seinem aktuellen Arbeitgeber. Vielleicht sollte ein Herr Lemke lieber sein Herz und den Verstand in Einklang bringen und beide Verträge einfach verlängern - und das zu gleichen Konditionen.

Donnerstag, 17. November 2011

Ajax ist die Kritik egal und holt den van Gaal

Für die einen ist es eine Art Traum-Ehe, für andere ein absoluter Albtraum. Louis van Gaal ist wieder zurück im Konzert des großen Fußballgeschäfts, heuerte in seiner Heimat bei Ex-Klub Ajax Amsterdam an. Mit Ajax gewann der 60-Jährige, der im April bei den Bayern entlassen wurde, 1995 die Champions League. 16 Jahre später ist der eigenwillige Charakterkopf zurück und darf sich Generaldirektor schimpfen. Eine Rolle, die dem zweifachen Familienvater auf dem Leib geschneidert sein durfte. "Die sind wohl verrückt geworden", kommentierte Johan Cruyff - Vizeweltmeister von 1974 – die Entscheidung. Cruyff wurde erst im Juli neu in das Gremium des Aufsichtsrates gewählt und schimpfte gestern: „Bis heute Abend um sieben Uhr habe ich davon überhaupt nichts gewusst.“ Sportlicher Leiter unter van Gaal beim Amsterdamer Traditionsklub wird Ex-Nationalspieler Danny Blind. Ein Schelm, wer beim Namen des Ex-Nationalspielers etwas Böses denkt. Schließlich haben sie auch an der Isar beim deutschen Rekordmeister lange nicht genau hingesehen. Der sehr von sich überzeugte Louis van Gaal ist nicht besonders gut auf Leute mit einer anderen Meinung zu sprechen – geht seinen Weg ohne Kompromisse. Am Tegernsee wird einer gerade mit hochrotem Kopf nervös auf und abgehen und hoffen, dass sich die Wege von Bayern und Ajax international alsbald nicht kreuzen. Damals, im WM-Finale konnte und wollte Hoeneß mit Cruyff gar nicht einer Meinung sein. Heute werden das beide Offensivleute anders sehen, schließlich sind sie sich bei dieser Personalie einig. Aber es ist Zeit, das alte Kriegsbeil zu begraben und einen Rioja miteinander zu trinken. Sonst geht das Theater zwischen ihm, Uli Hoeneß, und dem Holländer wieder von vorne los. Wird es eh, schließlich steht Herr van Gaal noch bis 30. Juni 2012 bei Bayern unter Vertrag.

Mittwoch, 16. November 2011

Wenn Oranje schwarz vor Augen wird

Das, was die deutsche Fußballnationalmannschaft gestern Abend gegen die holländische Auswahl zeigte, war schon beeindruckend. Eine tolle Spieleröffnung, eine sehr gut organisierte Raumaufteilung und großer Drang zum gegnerischen Tor - nur drei Dinge, die das Spiel der Elf von Bundestrainer Joachim "Jogi" Löw an diesem bitterkalten Abend in Hamburg auszeichneten. Besonders Torjäger und Ersatz-Kapitän Miroslav Klose ackerte bis zu seiner Auswechslung unermüdlich, schoss einen Treffer selbst und bereitete die anderen beiden beim ungefährdeten 3:0-Erfolg vor. Klose schoss sein 63. Tor im 113. Einsatz im Trikot mit dem Adler auf der Brust. "Die Jungs haben ihre Sache richtig gut gemacht", lobte Löw, der kurz nach dem Abpfiff schmunzelte. Er hatte genug gesehen von seiner Mannschaft, die ihren Titelanspruch bei der EM im kommenden Jahr gegen einfallslose Holländer untermauerte. Die wussten sich gegen das schnelle Direktspiel der Deutschen mitunter nur mit rüden Fouls zu helfen, selbst Spielmacher Wesley Sneijder grätschte gerne mal übel dazwischen. Diese Gangart erinnerte phasenweise an das WM-Finale 2010, bei dem Kapitän Mark van Bommel und Co. gegen munter kombinierende Spanier ebenso gerne traten. Gegen Ende der einseitigen Partie wechselte Deutschland munter durch, Torjäger Mario Gomez wurde geschont. Es wäre zu viel des Guten gewesen gegen erschreckend harmlose Niederländer. Die kassierten im 75. Autritt von Jogi Löw als Bundestrainer die höchste Niederlage seit 15 Jahren. Damals hatte die "Elftal" gegen England mit 1:4 das Nachsehen. Ein Ergebnis, das auch gestern möglich gewesen wäre. Aber die Abwehr um Torwart Manuel Neuer ließ nichts zu. "Das Spiel sagt viel über die Kraft Deutschlands aus", lobte Bondscoach van Marwijk. "Sie sind einer der großen Favoriten." In der Form sicher.

Dienstag, 15. November 2011

Lenos Bernd hat bei Bayer sehr viel gelernt

Bernd Leno hat so richtig Eindruck hinterlassen - und das in der ganzen Bundesliga. Der U21-Nationaltorhüter wechselte nach der erneuten Verletzung von Rene Adler vom VfB Stuttgart zu Bayer Leverkusen, stieg von der schwäbischen Nummer drei zum Stammkeeper im Rheinland auf. Das weckt Begehrlichkeiten, nicht nur bei Leno selbst. Der kann sich einen Verbleib bei Leverkusen durchaus vorstellen, warum auch nicht. Wäre ja auch nicht ganz verständlich, wenn er vom fixen Platz zwischen den Pfosten am Rhein auf die harte Bank am Neckar wechselt. Doch wohin geht die Reise des Nachwuchsmannes? "Bis Monatsende muss die Frage geklärt sein - auch im Sinne von Bernd", sagte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser dazu der "Bild". Es geht mal wieder um das liebe Geld. Während der VfB zehn Millionen für den 19-Jährigen haben will, ist Bayer nur bereit sechs zu zahlen. "Wir lassen uns in dieser Angelegenheit von niemandem etwas diktieren - und schon gar nicht über die Öffentlichkeit", sagte Bobic der "Welt". "Die Art und Weise, wie Herr Holzhäuser hier vorgeprescht ist, hat keinen Stil." Spricht nicht gerade für Friede, Freude, Eierkuchen zwischen beiden Traditionsklubs. Aber - und da führt kein Weg dran vorbei - eine schnelle Einigung muss her - und das zum Wohl aller Beteiligten. "Ich finde es toll, dass Bayer so viel Geld in mich investieren will. Ich fühle mich hier wohl und spüre das Vertrauen", betont der Umworbene selbst. Sein Vertrag in Stuttgart läuft allerdings noch bis Juni 2014. Wenn man bedenkt, dass er von Spiel zu Spiel wertvoller wird, dann sind sechs Millionen Ablöse nicht gerade eine Wahnsinnssumme. Aber müssen es denn gleich zehn sein? Manuel Neuer kostete den FC Bayern bisher 18 Millionen. Und der ist (noch) in einer ganz anderen Liga. Einigt Euch auf 7,5 oder acht Millionen und dr' Käs isch oifach gessä.

Montag, 14. November 2011

Mit der Doppel-Spitze zum Prestige-Erfolg?

Nachbarschaftsduelle haben es meistens ins sich. Oft geht es schon im Vorfeld des direkten Aufeinandertreffens zur Sache - und zwar so richtig. Auch vor dem Länderspiel zwischen Deutschland und Holland (morgen, 20.45 Uhr, ZDF) ist das nicht anders. Beckenbauer gegen Cruyff, Rijkaard gegen Völler. Nicht nur diese beiden Duelle haben das Aufeinandertreffen der beiden großen Fußballnationen noch spannender gemacht. Und doch ist vor dem morgigen Länderspiel alles ein wenig anders. "Wir können keinen von denen gebrauchen", sagt Thomas Müller, Flügelflitzer in Diensten des DFB, auf die Frage, welchen Niederländer er gerne bei sich in der Mannschaft hätte. Eine klare Ansage, die der Partie zwar etwas Würze verleihen wird, aber niemanden zum Lama mutieren lassen wird. Der Einzige, der sich im Vorfeld kräftig in die Hände spuckt, ist Bundestrainer Joachim "Jogi" Löw, der mit seiner Auswahl endlich mal wieder einen so genannten "Großen" aus Europa schlagen möchte. Dafür baut der 51-jährige Taktiker sein Team gegen "Oranje" erneut um, lässt mit einer Doppel-Spitze agieren. Miroslav Klose und Mario Gomez sollen es gemeinsam richten. "Wichtig ist, dass wir jedes Spiel ausprobieren. Wir haben schon früher mit zwei Stürmern gespielt, da hat es auch geklappt", sagt Klose, der noch einen letzten Belastungstest absolvieren und bestehen muss. "Ich glaube nicht, dass es das System ist, was wir bei der EM spielen werden, sondern eine Variante", glaubt hingegen Gomez, der von "einem Kampf zwischen Miro und mir" im Hinblick auf die EM spricht. Egal, wer bei der Europameisterschaft anfängt, das gemeinsame Ziel ist, die Holländer zu schlagen. So wie bei der WM 1974 und das, obwohl "alle die Hosen voll hatten", wie Paul Breitner es erklärte. 

Sonntag, 13. November 2011

Robben robbt sich so langsam zurück - ins Team?

Arjen Robben gehört inzwischen zum FC Bayern München wie das berühmt-berüchtigte "Mia san mir-Gefühl". Aber der holländische Tempodribbler quält sich immer wieder mit Verletzungen herum, verbringt mehr Zeit bei Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt als mit seinen Mitspielern auf dem Trainingsplatz. Doch der 27-jährige Linksfuß mit dem etwas lichten Haupthaar kämpft sich so langsam zurück ins Team. Ins Team? Genau das ist das Problem. "Wenn Robben fit ist, dann spielt er auch", sagte Bayern-Trainer Jupp Heynckes immer wieder. Aber wo? Links ist Franck Ribery gesetzt, Toni Kroos explodierte in der Mitte und rechts wirbelt und ackert ein Thomas Müller, über dessen Qualitäten man eigentlich nicht zu diskutieren braucht. Doch wen soll der 66-jährige Trainerfuchs opfern, wenn Robben auf absehbare Zeit zurückkehrt. Am ehesten Kroos, der aber aktuell in der Form seines Lebens ist. Robben wird nicht lange auf der Bank still bleiben. Wenn er fit ist, kann er sich den Klub aussuchen. Das wissen auch die Bayern, die dem Torjäger so viele wichtige Treffer zu verdanken haben. Ob die Leiste und das Schambein halten, muss man sehen. Noch kann die Nummer 10 der Bayern nicht über die volle Distanz gehen - erst am Freitag musste er das Training mit schmerzverzerrtem Gesicht abbrechen. Aber - und das ist die gute Nachricht - der Weltstar gab Entwarnung, wird in der kommenden Woche wieder angreifen. Aber ein Einsatz im Spitzenspiel gegen die Borussia aus Dortmund käme noch zu früh. Robben robbt sich so langsam zurück, aber es braucht noch Zeit. Zeit, bis Arjen Robben wieder die wichtigen Tore macht. So wie im Vorjahr im DFB-Pokal oder der Champions League. So lange müssen es eben Kroos und Müller richten - und das werden sie auch tun.

Samstag, 12. November 2011

Ein Satz mit "x", das war wohl nix

Im Vorfeld des Fußball-Testspiels zwischen Deutschland und der Ukraine redete er fast nur noch vom EM-Finale im kommenden Jahr, wurde nach 90 schwachen Minuten seiner Elf eines besseren belehrt. Die Rede ist von DFB-Bundestrainer Joachim "Jogi" Löw, der nach dem schmeichelhaften 3:3-Unentschieden im Testspiel folgendes zu Protokoll gab: "Ich nehme viel Positives mit. Die Mannschaft hat große Moral bewiesen. Wir hatten außerdem eine unheimliche Dominanz. Ich bin nicht unzufrieden." Aber ist ein 3:3 gegen eine mittelmäßige Auswahl der Anspruch eines EM-Titelanwärters? Gut, die Art und Weise, wie Kapitän Mario Gomez und Co. nach dem 1:3 zur Pause zurückkamen, ist sicherlich einen Applaus wert. Aber ansonsten stimmte - vor allem in der Defensive die Abstimmung nicht, Dennis Aogo und Christian Träsch standen - im Experiment Dreierkette - wiederholt völlig neben sich. Im Mittelfeld standen sich Mesut Özil und Mario Götze beinahe auf den Füßen rum, konnten dem Spiel kaum Akzente verleihen. "Sicherlich kann man einige Dinge besser machen, aber ich wollte einfach ein paar Dinge sehen. Gegen Holland wollen wir nun einen guten Saisonabschluss", sagte Bundestrainer Löw zudem. Da sollte die DFB-Elf auch ein anderes Gesicht zeigen, schließlich geht es gegen einen Mitkonkurrenten um den Titel in Polen und der Ukraine. Bitter wurde der Abend vor allem für Debütant Ron-Robert Zieler im Tor der Nationalmannschaft. Er konnte sich kaum auszuzeichnen, musste aber dennoch dreimal hinter sich greifen. Ein Griff ins Klo waren die "Jogis" Experimente nicht, aber es sollte ordentlich nachgespült werden - personell und taktisch. Nur so kann die DFB-Auswahl erfolgreich sein, auch wenn's eigentlich - wie jetzt im Testspiel - um so gut wie nichts geht.

Freitag, 11. November 2011

Zieler ist jetzt auch schon DFB-Auswahlspieler

Was für eine steile Karriere - und das mit gerade einmal 22 Jahren. Für Ron-Robert Zieler könnte heute Abend (20.45 ARD), wenn er auf den Platz kommt, zum ersten Mal die deutsche Nationalhymne erklingen. Denn der Torhüter von Hannover 96 steht unmittelbar vor seinem Debüt im Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. 45 Minuten soll der gebürtige Kölner im Testspiel in der Ukraine mindestens ran, er wäre damit der 50. Debütant in schwarz-rot-goldenen Farben in der Ära von Bundestrainer Joachim "Jogi" Löw. Wahrlich keine schlechte Sache, ganz im Gegenteil. Nach gerade einmal 27 Bundesliga-Einsätzen schon Nationaltorhüter, das hat kein Kahn, Lehmann, Köpke oder Illgner geschafft. Selbst der aktuelle Platzhirsch, der Bayer Manuel Neuer, musste länger auf seine Premiere mit dem Adler auf der Brust warten. "Zieler verkörpert das moderne Torwart-Spiel, das wir beim DFB sehen wollen“, sagt Bundestorwarttrainer Andreas Köpke. In der Tat überzeugt der Neuling, der sich den fußballerischen Feinschliff bei Manchester United holte, mit einer unglaublichen Ruhe zwischen den Pfosten, beherrscht seinen Strafraum, als hätte er schon über 100 Einsätze auf internationaler Bühne hinter sich. Dabei ist der junge Mann mit dem doppelten Vornamen keiner, der sich gerne in den Vordergrund drängt. „Man muss nicht unbedingt ein Schwein sein, um sich durchzusetzen", sagt er selbst und ist von Hannover für seine Leistungen unlängst mit einem Vertrag bis 2015 belohnt worden. „Das war eine Riesenerfahrung. Die Arbeit mit Weltklasseleuten und dem exzellenten Trainer Sir Alex Ferguson hat mich enorm weitergebracht, sportlich und menschlich", betont er, wenn er an seine Zeit auf der Insel zurückdenkt. Tja, England wäre froh, sie hätten so einen wie ihn.

Donnerstag, 10. November 2011

Von einem, der im Profifußball zum Nachdenken bewegte

Es war ein kalter nebliger Abend, dieser 10. November 2009. Während sich die einen das Abendessen schmecken ließen, saßen andere gemütlich auf der Couch vor dem Fernseher. Manche standen auf dem Trainingsplatz, waren bei der Arbeit oder erledigten ein paar Einkäufe. Keiner, aber auch wirklich keiner konnte zu diesem Zeitpunkt erahnen, was Sekunden später nicht nur Fußball-Deutschland in einen kollektiven Schockzustand versetzte: „Robert Enke ist tot“  lautete die erschütternde Nachricht. So richtig glauben konnte man das eben Gelesene, Gesehene oder Gehörte nicht. Viele hielten es für einen bizarren Scherz, von „Hackerangriff“ war die Rede. Doch es stellte sich leider als wahr heraus, dass sich der beliebte und großartige Torwart von Hannover 96 das Leben nahm, sich in Eilvese bei Neustadt am Rübenberge in der niedersächsischen Provinz vor einen Zug geworfen hatte. Geplagt von seiner Depression, immer wiederkehrenden Verletzungssorgen gepaart mit Versagensängsten. "Wir haben zumindest eine größere Akzeptanz, ein Bewusstsein für die Krankheit geschaffen", sagte Martin Kind, Präsident von Hannover 96 vor kurzem gegenüber Sport1. Auch er hatte nichts geahnt vom Leid seines Torhüters, der seit 2003 in Behandlung war und nach weiteren Rückschlägen einfach nicht mehr leben konnte und wollte. In einem Abschiedsbrief bat Enke seine Angehörigen um Ehefrau Teresa sowie seine behandelnden Ärzte um Entschuldigung. Heute, gut zwei Jahre später ist das Thema „Depression“ glücklicherweise – so traurig der Auslöser mit seinem Tod auch ist – kein Tabuthema in der deutschen Leistungsgesellschaft mehr. Und das nicht nur im Leistungssport, der besonders im öffentlichen Fokus steht.  Andreas Biermann oder Markus Miller sind weitere Beispiele, aber auch Ralf Rangnick musste und wollte kürzer treten. „Fußball ist unser Leben“ sangen die WM-Helden von 1974 einst. „Denn Fußball regiert die Welt.“ Stimmt so nicht, denn Fußballspiele gibt es viele, aber eben nur ein einziges Leben.

Mittwoch, 9. November 2011

Daum wird flügge und trainiert jetzt Brügge

Dass es einer wie Christoph Daum lange zu Hause bei Frau und Kind aushält, galt als ziemlich unwahrscheinlich. In der Tat, denn seit dieser Woche hat der 58-jährige Fußballehrer wieder einen Job. Daum ist ab sofort Trainer des belgischen Traditionsklubs FC Brügge, unterschrieb in der europäischen Metropole für eineinhalb Jahre. Von März bis Mai hatte er die Eintracht aus Frankfurt gecoacht – leider nur mit mäßigem Erfolg. Schließlich mussten die Hessen den bitteren Gang ins Fußball-Unterhaus antreten, der Trainer trat ohne das Ziel „Klassenerhalt“ erreicht zu haben zurück. "Ich freue mich auf eine neue und spannende Aufgabe in Belgien", sagte Daum. "Brügge ist nach wie vor eine belgisch-europäische Top-Adresse." Mit seinem neuen Klub möchte der ehemalige Kölner und Leverkusener, der in seiner Wahlheimat Türkei (Besiktas, Fenerbahce) eine Legende ist, wieder ganz vorne angreifen – und das nicht nur national. Derzeit belegt Brügge Rang vier, hat also noch Luft nach oben. "Ich will Brügge auf Dauer in Belgien wieder an die Spitze führen und auch in Europa wieder im Konzert der Großen etablieren", sprach Daum Klartext. Warum auch nicht? Der Europa-League-Teilnehmer hat auch schon in der Champions League gute Partien gezeigt, ist 13-maliger Titelträger Belgiens. Da treffen also zwei Große der Branche aufeinander. Etwas, das Christoph Daum ohnehin reizt und antreibt. Er ordnet – zugegeben mit nicht immer ganz gewöhnlichen Methoden – alles dem Erfolg unter. Der Familienvater ist ein Mann der klaren und geflügelten Worte, hat mitunter einen kleinen Philosophen in sich. Eine gute Spielidee braucht Daum – der mit dem VfB Stuttgart 1992 Deutscher Meister wurde – beim aktuell etwas flügellahmen zehnmaligen belgischen Pokalsieger auch. Wie wäre es mit: „Wenn der Kopf richtig funktioniert, dann ist er das dritte Bein.“ Wie das wohl auf Flämisch heißt? Wir sind gespannt und wünschen gutes Gelingen.

Dienstag, 8. November 2011

Wenn "Pizza" erst so richtig in Form kommt

Claudio "Pizza" Pizarro ist derzeit in einer richtig guten Verfassung. Ohne ihn läuft im Spiel von Werder Bremen so gut wie gar nichts zusammen. Elf Tore in zehn Spielen machte der Peruaner, ist der erfolgreichste Ausländer in der Geschichte des deutschen Fußball-Oberhauses. Auch in seiner ersten "Amtszeit" an der Weser (1999 bis 2001) wusste der bullige Angreifer zu überzeugen, zog das Interesse großer Klubs auf sich. Auch das des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München, der den Südamerikaner für umgerechnet 8,2 Millionen Euro an die Isar lockte. Dort sammelte Pizarro Titel und Erfolge, bildete mit Giovane Elber und später Roy Makaay jeweils einen Traumsturm. Mit dem Wechsel auf zu britische Insel zu Chelsea London sollte vor vier Jahren der ganz große Karrieresprung gelingen. Doch daraus wurde nichts, auch weil der 33-Jährige große Konkurrenz hatte und immer wieder durch schwere Verletzungen zurückgeworfen wurde. 2008 kehrte er auf Leihbasis zu Werder zurück, steht seit 2009 dort wieder unter Vertrag. 36 Treffer gelangen "Pizza" in 59 Partien, weitere werden sicherlich folgen. "Ein phantastischer Spieler, der beste Stürmer der Bundesliga. Dank Gott und Claudio haben wir drei Punkte geholt", schwärmte Werder-Kapitän Clemens Fritz von seinem Teamkollegen nach dem 3:2-Erfolg gegen den 1. FC Köln. Der Geadelte machte alle drei Buden, Bremen lag schon 0:2 hinten. "Momentan treffe ich alles - das ist unglaublich", sagt der Torjäger selbst zu seinem Lauf. Stimmt, das ist es. Aber es macht unglaublich Freude, dem 60-fachen peruanischen Nationalspieler beim Kicken zuzusehen. Und das kann gerne noch eine Weile so weitergehen. Schließlich wird ein Wein, der älter wird, auch besser - fast so wie "Pizza".

Montag, 7. November 2011

Von einem, der einfach ganz normal geblieben ist

Uwe Seeler hat derzeit allen Grund zur Freude. Ihm geht es privat und gesundheitlich gut, "sein" geliebter HSV sammelt wieder Punkte. Am Samstag feierte das Hamburger Urgestein seinen 75. Geburtstag, gehört zur Elbmetropole wie die weltberühmte Reeperbahn. Und doch ist Uwe Seeler kein gewöhnlicher Fußballstar. Warum? Ganz einfach deshalb, weil "Uns Uwe" so herrlich normal geblieben ist. Er ist keiner, der ständig in der Presse auftaucht, immer etwas zu sagen hat oder sich in den Vordergrund stellt. Nein, der 72-fache deutsche Nationalspieler ist ein ganz normaler Senior - trotz seiner Berühmtheit. Ein ganz anderes Kaliber war Seeler da schon auf dem Feld, auf dem er sein ganzes Leben lang das Trikot mit der Raute auf der Brust trug. Bis auf das DFB-Leibchen streifte der Stürmer, der für Deutschland 43 Mal traf, nie ein anderes Hemd über. Unvergessen bleibt sein Tor mit dem Hinterkopf gegen England bei der WM in Mexiko 1970 im Viertelfinale, aber auch seine stets freundliche und zuvorkommende Art. Er war es auch, der dem blutjungen Franz "Kaiser" Beckenbauer beim Deutschen-Fußball-Bund als fürsorgliche Vaterfigur die Eingewöhnung erleichterte, oder ein Millionenangebot von Inter Mailand ausschlug. "Unser Uwe" ist und bleibt einer von uns. Einer, der mit beiden Beinen im Leben steht und dem Star-Allüren fremd sind. "Ich bleibe, wie ich bin", sagte der Jubilar, der seit 2003 Ehrenbürger der Hansestadt ist auf seiner Party mit 330 geladenen Gästen und dankte vor allem seiner Ehefrau Ilka. "Ich freue mich, dass ihr alle zum Teil von weit her gekommen seid, das ist keine Selbstverständlichkeit", fügte er bescheiden hinzu. "Ich freue mich, dass ich in meinem Leben nicht allzu viel falsch gemacht habe." Wir uns aber auch - Alles Gute "Uns Uwe."

Sonntag, 6. November 2011

Macht der Andersen alles anders?

Zehn sieglose Spiele in Serie waren genug, der Abstieg in Liga 3 droht. Der Karlsruher Sportclub hat derzeit nicht viel zu lachen - vor allem sportlich. Deshalb zog die Vereinsführung um KSC-Präsident Ingo Wellenreuther die Konsequenz, beurlaubte Trainer Rainer Scharinger. Schade für den gebürtigen Karlsruher, aber in der aktuellen Situation verständlich. Es muss sich etwas ändern im Wildpark und das möglichst bald. Jetzt hat sich der KSC um Sportdirektor Oliver Kreuzer entschieden: Jörn Andersen soll es richten. Der 48-jährige Norweger gilt als harter Hund, ist in der Branche als Schleifer bekannt. Dabei ist der Blondschopf ein Mann, der gerne lacht und das nicht zu wenig. "Ich bin stolz darauf, beim KSC Trainer sein zu dürfen. Der Verein hat eine große Tradition", sagte Andersen bei seiner Präsentation am Sonntagmittag. Hat er mit Sicherheit, aber das ist lange her. Was jetzt zählt sind Ergebnisse und nicht das Schwelgen in alten Erinnerungen. Andersen muss das in die Köpfe seiner Jungs bekommen, die derzeit schon mit vollen Hosen auflaufen - vor allem in der Abwehr. "Meine erste Aufgabe wird sein, die Defensive zu stabilisieren", sagt der neue Mann an der Seitenlinie, der aber auch für seine offensive Spielweise bekannt ist. 31 Gegentreffer in 14 Spielen sind zu viel, das ist sicher. Aber auch im Angriff machen Iaschwili, Buckley und Co. zu wenig. "Es war eine intensive Woche mit vielen Gesprächen. Ich bin überzeugt, dass wir einen Trainer gefunden haben, der es schafft, mit unserer Mannschaft in der Liga zu bleiben", betonte Kreuzer. Auch Jörn Andersen wird jede Menge zu sagen haben im Training. Ob die KSC-Profis seine Ansprache verstehen? Sollten sie - ganz dringend.